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5/04/2014

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Heute geht es um Code Blue von der polnischen Regisseurin Urszula Antoniak. Freigegeben ist er erst ab 18, was ich nicht unbedingt gerechtfertigt finde. Die meisten Pornos sind ab 16 und in Code Blue ist man nur mit zwei kurzen Aufnahmen von Geschlechtsteilen konfrontiert. 

Das Fazit nehme ich heute mal vorweg indem ich mich selbst zitiere: "Hä?"
Das Problem des Filmes ist wohl, dass es die Regisseurin mit der Kälte übertrieben hat. Man findet keinen Zugang zu den Personen und kann die Handlungen auch nicht wirklich nachvollziehen. 

Aber von vorne:
Hauptdarstellerin ist die Krankenschwester/Altenpflegerin Marian. In ihrem Leben scheint es nur die Arbeit zu geben und den Kontakt zu ihren Patienten. Sie fühlt sich sehr verbunden mit ihnen und entscheidet teilweise illegal über Leben und Tod, in dem sie Sterbehilfe leistet. 
Andere Menschen gibt es nicht wirklich - sollte sie doch mal Konversationen mit solchen haben, wirken diese doch sehr erzwungen und unsicher. 
Viel Handlung hatte der Film nicht. Wenn ich es kurz umreißen müsste, würde ich sagen, dass sie zufällig einen Fremden gesehen hat, der sie in irgendeiner Weise interessierte und den sie dann durch Zufälle immer wieder getroffen hat. Da liegt allerdings der Hund begraben - diese Zufälle erscheinen an den Haaren herbei gezogen und spätestens nach dem dritten denkt man sich "Ja... schön inszeniert". Diesen Fremden trifft sie nicht nur zufällig in der Videothek, er ist auch noch plötzlich ihr Nachbar und natürlich ist er auch auf der einzigen Party, die sie in ihrem Leben je besucht zu haben scheint, anwesend. Sie nimmt ihn darauf hin mit zu sich nach Hause und... ich würde ja jetzt schreiben, dass es zum Sex kam, was aber nicht so wirklich der Fall war. Am Ende sitzt sie mit einer blutig geschlagenen Nase im Bad und will sich die Pulsadern aufschneiden, traut sich allerdings nicht. 
Film zu Ende.
Die Handlung hätte man auch gut und gerne in 20 Minuten erzählen können, allerdings hat Antoniak darauf bestanden den Zuschauer mit beinahe eineinhalb Stunden zu quälen.
Sie legt viel Wert darauf, dass man auch wirklich versteht, dass Marian einsam und zurückgezogen lebt. Immer und immer wieder gibt es sehr ruhige Sequenzen, in denen die Kamera nicht bewegt wird. Dass ich pausenlos am Lautstärkeregler gedreht habe, in der Hoffnung, doch noch etwas hören zu können, spricht für sich. Manche Einstellungen sind sehr schön (es gibt auch eine von oben auf eine Menschenmasse herab - so etwas liebe ich ja), aber auf Dauer langweilt es und die Handlung wird ausgebremst. Spannung entsteht keine.
Dadurch, dass kaum gesprochen wird, fand ich den Film auch anstrengend. Man musste viel aus Details deuten (sterile Küche, aber eine verdrecke Matratze im Wohnzimmer - aha, die Hauptdarstellerin lebt anscheinend in einem Zwiespalt; zugezogene Vorhänge - aha, sie will sich isolieren, etc.) und manches versteht man einfach nicht (warum streicht sie ihre Tür rot, während ein Porno im Fernseher läuft?). 

"Der Tagesspiegel" meinte laut amazon.de zu Code Blue
„… als hätten sich Alexander Sokurow und Lars von Trier verbündet, um ‚Die Klavierspielerin‘ neu zu verfilmen … eine Entdeckung“
Nun. An die Klavierspielerin (Michael Haneke) habe ich mich in der Tat sehr stark erinnert gefühlt - mit dem Unterschied, dass dieser Film um einiges besser ist. Und was Lars von Trier damit zu tun haben soll, verstehe ich auch nicht. 
Aber apropos. Den kompletten Film hindurch kam mir Marian sehr bekannt vor. Ich hatte die ganze Zeit die Hauptdarstellerin aus "Nymphomaniac" (Charlotte Gainsbourg) vor Augen. Sie ist irgendwie die dunkelhaarige Version von Marian. 


Ich weite mein Fazit "Hä?" noch etwas aus: wer einen Film über Leere, Einsamkeit und Kontrollsucht/verlust sehen möchte, schaue sich bitte "Die Klavierspielerin" an. Da hat man deutlich mehr Spaß. 








Was das Foto heute zum Film sagen soll darf sich jeder selbst denken. Ich wollte ja eigentlich irgendein Krankenhausutensil fotografieren, hatte aber nichts im Haus. Deswegen etwas, was Sterilität und eine gewisse erzwungene Ordnung darstellen soll... oder auch einfach nur meine Decke. 






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